Vergangene Veranstaltungen

Was müssen Denkmäler und Denkmalpflege leisten?

Chancen und Risiken

Denkmalpflegerische Konzeptfindungen werden heute als immer komplexer wahrgenommen. Die Zeiten, in denen eine Person, im Idealfall die Denkmalpflegerin/der Denkmalpfleger, allein die Richtung bestimmte, sind vorbei. Heute ist bei grossangelegten denkmalpflegerischen Konzepten ein Team gefragt, das den/die Einzelkämpfer/in ablöst. Der 9. Zyklus des Forums Denkmalpflege möchte die am Denkmal agierenden Einzeldisziplinen befragen, welche Rolle sie sich innerhalb einer Zusammenarbeit zumessen und welchen konkreten Beitrag sie zur Restaurierungspraxis leisten. Gleichzeitig stellen sich die Fragen nach einer sinnvollen Koordinierung, Bewertung und schliesslich Dokumentation und Publikation der Massnahmen.

Geschichte vermarkten: Welcher Nutzen, welche Kosten, welche Folgen?

Tourismus als Herausforderung für den Denkmalbestand und die Kulturlandschaften beschäftigt die Denkmalpflege seit langem. Denn die massenhaft aufgesuchten Objekte müssen Ansprüchen genügen, die deren Kapazität oft überfordern. Ihr Schutz vor raschem Verbrauch und Übernutzung stellt Konservatoren und Restauratorinnen vor immer neue, kaum zu bewältigende Aufgaben. Und doch müssen Wege gefunden werden, um die gegensätzlichen Interessen der Tourismusindustrie und der Denkmalerhaltung auszugleichen.

Solität, Freifläche und Ensemble in Stadt und Land

In diesem Zyklus steht das Denkmal im Verhältnis zu seiner Umgebung zur Diskussion, ebenso die Frage, wie weit der Zeugniswert eines Baudenkmals über die Gebäudegrenze oder seine materielle Substanz hinausgeht.
Wie viel Abstand und wie viel Rücksicht braucht ein Baudenkmal, um nichts von seinem Denkmal- oder Zeugniswert zu verlieren? Hat ein Baudenkmal einen Wirkraum, der durch substanzielle Veränderungen oder Zerstörung den Zeugniswert des Denkmals beeinträchtigt oder zerstört? Verliert es dann graduell oder ganz an Bedeutung?

Die Restaurierung der Restaurierung als Herausforderung für die Denkmalpflege

Das Thema „Restaurierung der Restaurierung“, ein Thema das vorderhand Restauratoren betrifft, ist in der Baudenkmalpflege längst gängige Praxis, nachdem wohl die überwiegende Zahl der Baudenkmale bereits ein- oder mehrmals restauriert wurde. Damit sind Re-Restaurierungen auch ein Thema für die Kunst- und Architekturgeschichte, deren Gegenstand zumeist restaurierte Objekte sind, deren frühere Zustände oftmals unbekannt sind oder, im positiven Fall, unerwartete Einsichten erlauben.

Zum Umgang mit Innenräumen. Materialität und Authentizität im Zeitalter des Bildes

Innenräume gehören zu den besonderen Herausforderungen der Denkmalpflege. Obwohl sie integral als Bestandteil des Hauses geschützt werden können, geht es Auftraggebern meist nur um die Fassade, die äussere Schicht, das Bild. Seit wann und aus welchen Gründen trennt man die Gebäudehülle von der inneren Struktur und Ausstattung? Welche Rolle spielen historische Interieurs im Rahmen der denkmalpflegerischen Praxis? Wie weit kann Substanzerhaltung gehen, kann Rekonstruktion eine Lösung sein? Welche Fragen ergeben sich übergreifend im Umgang mit historischen Innenräumen in einem bildbasierten Zeitalter?

Das bauliche Erbe als Ressource

«Baudenkmale – MEHRwert: Das bauliche Erbe als Ressource» berührt unmittelbar die Frage nach der gesellschaftlichen Stellung der Denkmalpflege in der Gegenwart. Wofür und unter welchen Rahmenbedingungen betreiben wir heute Denkmalpflege? Steht der Aufwand zur Erhaltung von Kulturgut noch im Verhältnis zum qualitativen und quantitativen Nutzen für eine Informations- und Digitalgesellschaft? Woran bemisst sich ein solcher Nutzen? Wie können wir ‹das Baudenkmal› unter dem gesellschaftlich breit diskutierten Begriff der Ressource fassen? In Zeiten schwindender Ressourcen, sich wandelnder Wertevorstellungen und Identitätsdebatten stellen diese Themen für die Schweiz des 21. Jahrhunderts eine grosse Herausforderung dar.

Positionen aus Denkmalpflege, Städtebau und Landschaftsplanung

Bauliche Verdichtung – gerade in der Schweiz – entspringt der gesellschaftlichen Einsicht, dass die knappe Ressource Boden nicht ungebremst zu verbrauchen, sondern zu schonen ist. Soll die hiesige hohe Lebensqualität trotz des erhöhten Raumbedarfs erhalten bleiben, muss die Zersiedelung der Landschaft zugunsten einer überlegt konzipierten Verdichtung aufgegeben werden. Damit sind Konflikte mit dem historischen Bestand vorprogrammiert, die Charakteristik von Ortsbildern, Stadtteilen, Siedlungen und Freiräumen in Gefahr. Weiterbauen, Überbauen und Ersatzbebauung erfordern sorgfältiges Abwägen und hohe Qualitätsstandards. Historische Ensembles können für das Thema Verdichtungsprozesse teilweise Modellcharakter bilden.

Positionen aus Denkmalpflege, Städtebau, Architektur- und Kulturpolitik

Der Umgang mit kulturhistorisch bedeutenden Bauwerken im Spannungsfeld von aktueller Städteplanung und Kultur- bzw. Baupolitik stellt eine grosse Herausforderung dar, die letztlich nur interdisziplinär zu lösen ist. In der Veranstaltungsreihe 2012/2013 wird es darum gehen, aktuelle denkmalpflegerische Fragestellungen sowie das Thema Planen und Bauen im historischen Kontext zusammen mit den zuständigen Fachstellen und Entscheidungsträgern zu diskutieren: Im Vordergrund stehen Probleme der Kulturguterhaltung im Rahmen von gegenwärtiger Stadt- und Bauplanung sowie Ziele und Visionen der aktuellen Kultur- und Denkmalpolitik mit ihren Auswirkungen auf die denkmalpflegerische Praxis in den nächsten Jahren.

Bau- und Industriedenkmale sind Teil der Baukultur. Doch Baukultur umfasst mehr als den kulturhistorisch bedeutenden Bestand, um den sich die Denkmalpflege kümmert. Baukultur bezieht sich auf alle Bereiche des Bauwesens und spiegelt architektonische und gestalterische Standards, ebenso wie die Haltung der Gesellschaft zu ihrer Kultur. Die Qualität von Baukultur ergibt sich aus der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für die gebaute Umwelt und deren Pflege. Diese für die Schweiz so besondere Qualität ist jedoch heute durch Zersiedlung, Klimaschutz- und Energiesparmassnahmen ernsthaft bedroht. Insgesamt stehen wir vor einer Situation, in der neben ästhetischen und kulturellen Werten auch volkswirtschaftliche Werte unwiderruflich verloren gehen.